Freitag, 17. Juni 2011

Pure Langeweile

Vor meinem Arbeitsausfall, vermutlich bedingt durch eine Angststörung, ging das mit dem Arbeiten ganz gut.
Nun war ich 5 Wochen raus aus der Arbeit: 3 Wochen in denen ich nicht arbeiten konnte und untätig am Arbeitsplatz rumsaß, eine Woche Urlaub, weil ich glaubte, damit die Situation wieder in den Griff zu bekommen, und eine Woche Krankschreibung.
Ich hatte ein klärendes Gespräch mit meinem Chef, und bin erleichtert. Ich vernehme in mir keine Anzeichen von Angst mehr, die eine Arbeitsblockade verursachen könnte. Aber ich komm nicht mehr rein in den Arbeitsfluss. Ich empfinde meine Arbeit nun als zutiefst langweilig.

Ich kann mich nicht aufraffen, konsequent zu arbeiten.
Ich stelle mittlerweile fest, dass meine Arbeit mich zutiefst langweilt. Früher hatte ich großen Spaß an diesem Job, aber er bietet keine Abwechslung mehr.
Jeden Tag tu ich dasselbe, ohne dabei einmal kreativ zu sein. Ich behandle auftretende Fehler nach den mittlerweile einstudierten Schemas. über 90% meiner Arbeit sind mittlerweile Routine.
Heute sitze ich vor meinem PC und kann mich nicht dazu aufraffen, mit der Bearbeitung der in meinem Postfach gelandeten Standard-Probleme zu beginnen.

Eigentlich möchte ich arbeiten. Ich mag meine Firma, fühle mich wohl und werde super von den Kollegen akzeptiert. Ich möchte etwas für dieses Unternehmen schaffen. Aber für diesen Einheitsbrei fehlt mir der Antrieb.
Ich überlege, ob ich mit meinem Chef darüber reden soll, dass ich mal eine anspruchsvollere Aufgabe brauche. Doch warum sollte der mich besser behandeln als die anderen? Diesen Einheitsbrei muss jeder machen. Und einige scheinen damit sehr Glücklich zu sein, machen das so schon seit Jahren.
Irgendwie sehne ich mich nach meiner Zeit als Softwareentwickler, als ich noch kreativ Lösungen erarbeiten durfte, und nicht wie jetzt 90% aller Aufgaben durch stumpfes Abarbeiten eines Lösungsschemas erledige.
In mir kommt das Gefühl auf, dass ich in dieser Abteilung auf Dauer nicht glücklich werde. Oder bin ich schon Unglücklich? Andererseits möchte ich hier auch nicht weg. Die Arbeit ist monoton und eigentlich stinklangweilig. Aber jeden Tag hoffe ich aufs Neue auf Besserung. Und da ich hier so ein tolles Betriebsklima habe, habe ich auch sehr große Hemmungen davor, mich nach einer Alternative umzusehen.

"Irgendwann wird es schon besser werden", denke ich immer wieder. Abwechselnd mit "So kann das nicht weitergehen".
Der Job, der mir Spaß machte, solange es neues zu lernen gab, langweilt mich jetzt. Ich hab das Gefühl, die Luft ist raus.
Der beste Ansatz wäre sicher, mit meinem Chef gemeinsam eine Lösung zu suchen. Eine Lösung, bei der ich weiter für meinen Chef arbeiten kann, aber dabei interessantere Dinge tun kann. Doch ich weiß nicht, wie ich meinen Chef darauf ansprechen soll. Immerhin gibt es hier in der Abteilung nicht viel mehr zu tun, als Server aufzubauen, diese zu warten und auf die alltäglichen kleinen Fehlermeldungen zu reagieren.
Vielleicht sollte ich mich anbieten, mich bevorzugt um die gelegentlich auftretenden individuellen Probleme der Kunden zu kümmern, wegen denen die gelegentlich hier anrufen. Bisher kümmert sich da jeder ein wenig drum. Aber würd ich das zentral machen, nähme ich auch den Kollegen ihre einzige Chance auf Abwechslung im sonst recht standardisierten Arbeitsalltag.

Irgendwie frage ich mich nun: "wie denken da wohl andere drüber?" und "entwächst dieser Wunsch nach Abwechslung meiner ADS, oder ist das normal?". Ich weiß ja nicht, was in den Köpfen der "normalen" Menschen ohne ADS so vorgeht. Ich weiß, wie ich die Dinge erlebe. Ohne Abwechslung verliere ich schnell die Lust.
Man hört dann von Leuten, die Glücklich damit sind, 50 Jahre lang am Fließband zu arbeiten. Jeden Tag dieselben Handgriffe. Offenbar ist die Schwelle zur Langeweile bei jedem Menschen unterschiedlich hoch angesetzt. Bei ADS-Betroffenen tritt vermutlich früher Langeweile auf, aber das kann ich nicht mit Gewissheit sagen.
Sind dies also nun ADS-Spinnereien, dass ich mich so nach Abwechslung sehne, oder ist das normal?

Naja, ich will versuchen darüber nachzudenken. Aber nicht jetzt, jetzt muss ich arbeiten!
Leicht gesagt, beschäftigt mich die Frage doch so sehr, dass sie wieder deutlich interessanter ist, als die monotone Arbeit, die auf mich wartet ...

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