Donnerstag, 21. Juni 2012

Neue Erkenntnisse

Ich hab schon eine weile nichts mehr von mir hören lassen ...

Gut, so beginnen viele meiner Blog-Einträge.
Diesmal hatte ich wieder eine Menge um die Ohren.
Ich hatte Konzentrationsbedingt erhebliche Probleme am Arbeitsplatz, und um ehrlich zu sein, habe ich die momentan auch immer noch.
Doch darüber möchte ich nun nicht im Detail berichten. Das werde ich tun, wenn die Probleme im Griff sind, und ich sagen kann, was geholfen hat.


Dennoch ist es Zeit für Einen neuen Blog-Eintrag, denn ich habe neue Erkenntnisse, darüber, wie AD(H)S eigentlich funktioniert.
Diese Möchte ich hier gerne weitergeben.

Jedem, der diesen Beitrag interessant findet, kann ich nur sehr empfehlen, die Facharbeiten von Dr. Gerog Wolff zu erwerben, aus welchen ich im folgenden teilweise zitieren werde.
Dr. Wolf befasst sich seit 1975 intensiv mit der Thematik HKS, ADS, ADHS und greift dabei auf langjährige Erfahrungen als Psychotherapeut für Kinder und Erwachsene mit AD(H)S sowie als Adoptivvater eines ADHS-Jungen zurück.
Er bezeichnet seine Arbeiten als "Broschüren". Ich nenne diese Werke dennoch Facharbeiten, denn sie sind 30-40 seiten stark, sind nach akademischen Qualitätsmaßstäben geschrieben und weisen einen sehr hohen Informationsgehalt auf. Der Preis liegt zwischen 8 und 5 EUR je Dokument.
Ich habe bei der Lektüre dieser Arbeiten derart viel neues gelernt, dass sich die Investition auf jeden Fall gelohnt hat.
Die Arbeiten können unter http://adhs-hilfe.de/ erworben werden.


AD(H)S zeigt sich durch eine Reihe von Verhaltensweisen, welche betroffene vermutlich bereits in früher Kindheit unbewusst erwerben.

Als Auslöser ist unter anderen Faktoren vor allem ein offenbar genetisch induzierter Mangel des Botensoffes Dopamin zu nennen.
Dopamin erfüllt im menschlichen Gehirn wichtige Aufgaben.
Dr. Wolff listet diese auf:

Dopamin erhöht Wohlbefinden, Leistungsbereitschaft, Wachheit, Konzentration und eigene Zuversicht.
Wohlbefinden und Leistungsbereitschaft halten immer nur solange an, wie Neurotransmitter fließen.
Dopamin wird je nach der aktuellen Bewertung oder Bedeutung einer Situation bzw. Handlungssituation produziert; d.h., immer, wenn etwas spannend, interessant oder neu ist, dann wird Dopamin produziert.
Das Dopaminsystem ist die Grundlage eigener, von innen kommender Motivation und Leistungsbereitschaft bzw. -möglichkeit.
Das Gehirn benitzt insbesondere Dopamin um wichtige Reize subjektiv hervorzuheben.
Das Dopamin führt dazu, dass alle Erfahrungen, die der Betreffende unter Dopamineinwirkung macht, besonders gut erlernt werden, denn Dopamin fördert die Übertragungsbereitschaft der jeweils aktiven Systeme.
Dopamin hält aufgenommene Inhalte länger im Arbeitsspeicher, sodasssie besser in das Langzeitgedächtnis überführt werden können.
[...]
Quelle: Die Bedeutung des Selbstbefindens bei Kindern und bei Erwachsenen mit AD/HS, Seite 26, (c) 2009 Dr. G. Wolff, http://adhs-hilfe.de/


Wenn man nun überlegt, welche Wirkungen es auf einen Menschen haben muss, wenn die eben genannten Funktionen geschwächt werden oder ausbleiben, landet man recht schnell bei einigen Problemen, die typisch für Menschen mit AD(H)S sind.
Doch ich schrieb ja, dass einige Verhaltensweisen von AD(H)S-Betroffenen erworben werden.

Wenn man über AD(H)S redet, spricht man meist von Konzentrazions- und Motivationsproblemen. Diese lassen sich bereits aus dem Dopaminmangel ableiten.
Doch man soricht auch immer wieder von Zappelnden Kindern, die in der Schule stören und auch als Erwachsene sich oft nicht zurückhalten können, andere im Gespröch zu unterbrechen. Man Spricht von unsteten Menschen, die sich nie lange mit ein und der selben Sache beschäftigen können.

Diese Eigenschaften werden von den betroffenen Personen laut Dr. Wolff im frühen Kindesalter unbewusst erlernt.
Da sich Dopamin auf die Steuerung des Wohlbefindens auswirkt, erleiden Betroffene im Umkehrschluss bei Dopaminmangel einen Zustand, den Dr. Wollf als "Diffuses Unwohlsein" beschreibt. Ich erlebe dieses Gefühl solange ich mich zurück erinnern kann als "Geistige Erschöpfung und Leere, begleitet von einem drückenden Gefühl, das Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit ähnlich ist, ohne dass man einen greifbaren Grund dafür benennen könnte".
Völlug unabhängig davon, wie man es nun nennt, dieses Gefühl ist sehr unangenehm, je nach Schwere und Situation sogar geradezu quälend.
Es ist naheliegend, dass betroffene Menschen versuchen, dieses Gefühl los zu werden.
Und so kommt es dazu, dass Betroffene sich bereits im Kindesalter intuitiv antrainieren, genau die Tätigkeiten auszuführen, die den Dopaminspiegel heben können, besonders immer dann, wenn der Spigel niedrig ist, und daher dieses ungute Gefühl in einem aufsteigt.

Dr. Wolff nennt in seinen Arbeiten folgende "Verhaltensmöglichkeiten zur Erhöhung des Dopamins"

Körperliche Aktivität und motorische Bewegung (Zappeln, Wippeln).
Neugierverhalten ("novelty seeking"): Reizoffenheit und unmittelbares Zuwenden auf Neues, besonders, wenn es Wohlbefinden oder Spannung verspricht: gutes Essen, schöne Musik und Sex, bzw. [...] schon Erwartung [die] von all diesen schönen Dingen. [Anmerkung Blogger: Satzstellung korigiert, im Originaltext steht das "die" an falscher Stelle]
Suche nach Tätigkeiten, die schon früher mit positivem Befinden und Erfolg verknüpft waren.
Freundliches Angelächeltwerden; die Suche nach dem Lachen der Anderen, und nach deren freudiger Anerkennung.
"Action-Seeking" wie z.B. toben, andere zum Lachen bringen: "Hypies" nennen dies "Spassmachen"; Eltern und Lehrer klagen über "Provokation", "Stören", "Ablenken".
Unterbrechen beim Arbeiten (um sich wach zu machen!!)
"Risiko-Verhalten": Hypies" toben, rasen und gefährden unbedacht sich und Andere; bei Erwachsenen mit AD/HS ist das dann Bungy-Jumping, Leichtsinnigkeiten, "Verkehrs-Rowdytum", Schuldenmachen.
Beziehungs- und Tätigkeitswechsel.
Vermeidung von Monotonie und dem anhaltend Gleichen (z.B. Üben)
Konsum von Kaffee, Nikotin, Drogen, Alkohol.
Quelle: Die Bedeutung des Selbstbefindens bei Kindern und bei Erwachsenen mit AD/HS, Seite 25, (c) 2009 Dr. G. Wolff, http://adhs-hilfe.de/

Natürlich treffen nicht alle diese Verhaltensweisen auf jeden Menschen mit AD(H)S zu.
Ich bin kein Risiko-Sucher, und mit Nikotin, Drogen und Alkohol habe ich auch nichts am Hut. Auch Kaffee konsumiere ich eher in maßen.
In meiner Kindheit hatte ich einen ausgesprochenen Bewegungsdrang. Irgendwann in meiner Jugend wurde dies unwichtiger, und dafür wurde Essen immer wichtiger.
Naja, heute leide ich unter Übergewicht...


Ich könnte nun noch viel weiter auf die Arbeiten von Dr. Wolff eingehen.
Doch möchte ich davon nun absehen, und dem geneigten Leser eher ans Herz legen, sich die Arbeiten von Dr. Wolff selber zu kaufen.


Mir wurde jedenfalls bei der Lektüre dieser Arbeiten einiges klarer.
Bisher wusste ich nur "Ich hab irgend einen Botenstoffmangel".
Jetzt weiß ich welchen MAngel genau, warum, wie der sich auswirkt, und vieles mehr.

Vor mir liegt nun die Aufgabe, Strategien zu entwickeln, meine Dopaminproduktion anzuregen, ohne dabei auf Verhaltensweisen zurück zu greifen, die kontraproduktiv sind. Es ist sicher nicht produktiv, auf der Arbeit dauernd seine Kollegen zu "Unterhalten".
Doch häufiges Pausemachen ist möglich, wenn man das mit seinem Chef abspricht.
Ich mache viele Pausen, und bin daher, um genausoviel wie meine Kollegen arbeiten zu können, einfach deutlich länger im Unternehmen.
Eine abwechslungsreiche Tätigleit wäre sicher auch toll, leider bieten sich dazu für mich aktuell nicht so viele Möglichkeiten.

Begleitend dazu, nehme ich meine Medikamente (Medikinet Adult, ein Methylphenidat-Präperat), welches mir Hilft, dass mein Dopaminspigel zumindest nicht ganz so arg aus den Fugen gerät.

Momentan bin ich noch auf der Suche nach einem geeigneten Facharzt, welcher mich therapeutisch betreut, um mir zu helfen die gerade erwähnten Strategien zu finden, die ich noch entwickeln muss, um meinen Dopaminpegel zu heben, ohne dabei Kontraproduktive Dinge zu tun.

Ich lasse wieder von mir hören, wenn ich Neuigkeiten zu diesem Thema habe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinterlasse einen Kommentar!

Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht um Spam zu vermeiden. Ich gebe jeden Kommentar von Hand frei. Da ich nicht jeden Tag nach dem Blog sehe, kann die Veröffentlichung eines Kommentars gelegentlich ein wenig dauern. Bitte hab etwas Geduld!